Peter J. König: Samstagskolumne, 9.9.2017

Wasserstoffbombe oder Hurrikan beides ist für Trump schwer verdaulich.

Während Florida sich unmittelbar darauf vorbereitet von dem schlimmsten Hurrikan, der je in der Region gemessen worden ist, getroffen zu werden, wird Donald Trump dieses Wochenende wohl darauf verzichten sein Golf-Resort, den Mar-a-Lago Club in Palm Beach aufzusuchen. Wenn dann tatsächlich dieser verheerende Wirbelsturm, der bereits auf den karibischen Inseln schlimmstens gewütet hat, auf St. Martin und speziell auf Barbuda sollen bis zu 90% aller Häuser zerstört worden sein, 14 Menschen mussten bisher ihr Leben lassen, wenn also der Hurrikan noch in letzter Minute seine Zugbahn nicht verändern sollte, dann wird er mit nie gekannter Wucht auf das südliche Florida treffen. 

Die vorgelagerten Keys wurden bereits evakuiert, und wer einmal auf den Spuren Hemingways sich auf den Weg von Miami nach Key West gemacht hat, weiß, wie schön und karibisch der Trip über Key Largo und viele andere kleine Keys an den südlichsten Punkt der USA ist. Man hat aber auch gesehen, dass es quasi keine Schutzmöglichkeiten gibt, wenn ein solcher Wirbelsturm über die Keys fegt und neben den Stürmen, die aktuell bis zu 300 Stundenkilometer gemessen worden sind, bis zu 3 Meter hohe Wellen vor sich hertreibt. Und bei einem Level von wenigen Zentimeter über Null über Meereshöhe besteht praktisch keine Überlebenschance.

Yachten und Fishing-Boats werden wie Nuss-Schalen aufs Land geworfen oder sogar durch die Luft gewirbelt. Nichts kann sich den ungeheuren Kräften eines solchen Hurrikans entgegenstellen. Der Schreiber dieser Zeilen hat selbst einmal erlebt, wie die gesamte Glasfront des Hotels InterContinental in Miami Beach durchgehend von der Eingangsseite bis zum Meer hin bei einem Wirbelsturm, der sich schon merklich abgeschwächt hatte, mit einem Schlag zerbarst, die Glasscherben durch die Gegend flogen und sofort die gesamte Lobby komplett unter Wasser stand. Wahrlich kein Vergnügen! Dabei war dieser Hurrikan geradezu ein Zwerg gegen den, der jetzt auf Florida zu wirbelt. Deshalb wird auch an der gesamten Ostküste Floridas evakuiert, auch oberhalb an der Küste von Georgia und South Carolina, ja selbst in Virgina werden Evakuierungsmaßnahmen getroffen, denn keiner kann vorhersagen welchen Weg "Irma" nehmen wird. Dabei hat gerade erst vor 14 Tagen Hurrikan "Harvey" den Großraum Houston schwer verwüstet. 

Zudem entwickelt sich 1000 Kilometer südöstlich vor Venezuela in 30 Grad warmem Atlantik-Wasser der nächste Wirbelsturm, der seinen Weg in nordwestlicher Richtung in die Karibik nimmt. Wenn das so weitergeht, fallen Trumps spätsommerliche Golf –Runden im Trump National Golf Club Mar a Lago in Palm Beach buchstäblich ins Wasser. Vielleicht kommt er bei dieser Gelegenheit noch einmal auf die Idee, alles könnte vielleicht doch mit dem von ihm verdrängten Klima-Wandel zu tun haben. 

Fakt ist, dass die Erwärmung des Wassers im Äquator-Bereich zugenommen hat. Hier ist die Brutstätte für die Wirbelstürme auf der nördlichen Halbkugel im Atlantik-Bereich. Über die Sommermonate steigt die Wasser-Temperatur dort über 26 Grad und die Hurrikan-Saison beginnt. Dann startet der Zug der Wirbelstürme nach Nordwesten in Richtung Karibik, Golf von Mexiko oder die Ostküste von Florida. Solange der Hurrikan über dem warmen Wasser ist, lädt er sich mit Energie und ungeheuren Massen an Wasser auf. Trifft er dann auf Land, zunächst regelmäßig auf die Kleinen oder Großen Antillen, dann beginnt seine Kraft zu schwinden, auf der Landmasse der USA sei es in Florida oder den Staaten Texas oder Louisiana und Alabama verliert er immer mehr an Power, wobei natürlich verheerende Schäden entstehen. 

Mexiko kommt dabei manchmal auch nicht ungeschoren davon, denn auch die mexikanische Küste vom Golf ist Hurrikan-Gebiet. Diesmal scheint die Kraft des Wirbelsturms allerdings so groß zu sein, dass eine Schwächung über den karibischen Inseln nicht stattfindet, ganz im Gegenteil er heizt sich weiter auf. In den letzten Jahren haben die Intensität und das Ausmaß dieser Wirbelstürme kontinuierlich zugenommen. Die Forschung und die Wissenschaft sind sich schon längst darüber einig, dass dieses mit der Erwärmung der Erde zu tun hat und dass tatsächlich ein merklicher Klimawandel stattfindet. Die UN-Klimakonferenz Ende 2015 in Paris galt als Durchbruch bei den Verhandlungen über die weltweiten Klimaziele, hatte man sich doch auf einen Vertrag einigen können. 

Selbst die USA, die sich bisher geweigert hatten, einen solchen Vertag zu unterzeichnen, waren diesmal dank Obama mit von der Partie. Doch welches Erwachen, welcher Kurswechsel, als Trump an die Macht gekommen war. Beim G 20 Gipfel im Sommer in Hamburg kündigte er den Ausstieg aus dem Klimavertag an, denn nach seinen Aussagen seien Veränderung des Klimas, Erderwärmung, die Eisschmelze der Polkappen und vieles mehr nur eine Erfindung, damit die Wirtschaft der Vereinigten Staaten durch Verbote, Hindernisse und Einschränkungen durch den Klimavertag geschwächt und behindert wird. Dies könne und dürfe nicht mit seinem Wahl-Slogan „America first“ zu vereinbaren sein. Folglich nach der Logik des amerikanischen Präsidenten gibt es keinen Klimawandel, für ihn zumindest nicht. Ganz nach dem Motto: Was nicht sein darf, das nicht sein kann. Absolut bestechend und absolut stringent! 

Da kommen ihm aber die vermehrt verstärkten Wirbelstürme gar nicht zu Pass, weder bei seinen Golf-Runden, als bei seiner Strategie bezüglich des Klimas. Schon bei seinen Besuchen in Houston, speziell bei seinem zweiten, wo er sich zu den Menschen in der großen Evakuierungshalle im Zentrum von Houston begeben hatte, um beim Verteilen von Lebensmittel zu helfen, sah man Trump an, dass er sehr nachdenklich war und auf jegliches Machtgehabe verzichtet hat. Irgendwie scheint ihm doch etwas gedämmert zu sein. Was wird mit ihm passieren, wenn tatsächlich ein noch viel verheerendes Unglück die Menschen durch „Irma“ trifft? 

Er wird es sich nicht anmerken lassen, aber es ist doch gut möglich, dass die schlimmen Ereignisse ihn überrollen und ihn zum Umdenken bewegen. Letztendlich ist ja auch gar nichts anderes möglich. Der Klimawandel ist schon so weit fortgeschritten, dass es jetzt "Zwölf" schlägt. In der Karibik und in Florida hört und sieht man deutlich den Glockenschlag. Diesen kann auch ein Präsident Trump nicht ignorieren. 

Das Problem mit dem amerikanischen Präsident ist, dass er immer großartig sein will und sich feiern lassen möchte. Dazu hat er sich die Strategie der Verweigerung, der Konfrontation und der Dominanz ausgesucht. Er will die Fortschritte seines Vorgängers Obama verweigern, um dann mit eigenen Plänen noch viel erfolgreicher zu erscheinen. Dies ist ihm jedoch bisher mit nichts geglückt. 

Kein neues gesetzlich verankertes Einwanderungsgesetz, keine neue allgemeine Kranken- Versicherung, kein Klimaschutz im Sinne seiner Vorstellung, keine Wirtschaftsabkommen zum Vorteil der USA, alles angekündigt und bisher ist nichts daraus geworden. Anstatt an erreichte Erfolge anzuknüpfen, hat er sich in Verweigerung und in Absage geübt. Es wird Zeit, dass er seine Einstellung: „Hurra jetzt bin ich da, alles vor mir war doch nur stümperhaft“, aufgibt und sich mit Realitäten auseinandersetzt, anstatt glänzen zu wollen, wo es nur trüb ist. 

Dies ist beim Klimaschutz so und ebenso nur noch weitaus gefährlicher bei der Auseinandersetzung mit Nord-Korea. Auch hier zeigt sich mittlerweile, dass Trump keine schlüssige Strategie hat. Während er in Sachen Klima noch eine schmale Frist zu haben glaubt, sind die Probleme mit dem Diktator Kim Jong-un viel gefährlicherer Natur. Hier steht ihm ein Despot gegenüber, der scheinbar allen Drohungen Trumps trotzt, ganz im Gegenteil, er provoziert und die Situation eskaliert zusehends. Letzten Sonntag hat er trotz aller Appelle und Sanktionen seitens der UNO und aller verbalen Drohungen seitens Trumps, nach eigenen Angaben eine Wasserstoffbombe unterirdisch gezündet, deren Sprengkraft 4 bis 5 Mal stärker war als in Hiroshima. Zudem hat er behauptet, das "Monster" könne mit einer Interkontinental-Rakete bis in die USA geschossen werden. 

Abgesehen von der Tatsache, dass dieses tatsächlich jetzt schon den Nordkoreaner gelingen könnte, ist dies doch eine Provokation, die die Vereinigten Staaten in ihrer Gesamtheit herausfordern. Tatsächlich ist es unbedingt notwendig das Atombomben-Programm mit interkontinentalen Trägerraketen zu stoppen. Da sind sich der Westen aber auch Russland und China einig. Einig ist man sich aber auch, dass die fortwährende Eskalation zwischen Trump und Kim Jong-un gestoppt werden muss, denn ein Ausraster des Präsidenten in Form eines Atomschlages wäre eine Katastrophe für die Menschheit. 

Über Klimawandel braucht man sich dann primär keine Gedanken mehr zu machen. Und demnächst steht eine weitere Eskalationsstufe an, die der Diktator von Pjöngjang als gepacktes Geschenk für Trump angekündigt hat. Es ist zu erwarten, dass zu den Staatsfeierlichkeiten am 9. September, dem Tag als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea, kurz Nordkorea als unabhängiger Staat proklamiert wurde, erneut eine Mega-Bombe gezündet wird, trotz aller Warnungen, Appelle und Sanktionen des Sicherheitsrates und vieler Staaten weltweit, zukünftig auf solche Atomversuche zu verzichten. Was wird die Reaktion von Donald Trump sein? 

Man kann nur hoffen, dass er die Nerven behält, sich in Zurückhaltung übt und versucht gemeinsam mit Russland, China und der gesamten Weltgemeinschaft eine Lösung auf dem Verhandlungsweg zu finden, auch wenn er eine Kröte schlucken muss, um mit dem Machthaber in Nordkorea direkt zu verhandeln, was die Amerikaner bisher strikt abgelehnt haben. 

Ex-Präsident Jimmy Carter hatte vor vielen Jahren es fast geschafft, nach Verhandlungen mit dem Großvater und Gründer Nordkoreas Kim Il-sung einen Verzicht auf Atomwaffen auszuhandeln unter der Maßgabe, dass die USA zwei zivile Atomkraftwerke zur Gewinnung von Elektrizität liefern würden. Der Deal stand, aber Kim IL-sung starb einige Tage später überraschend und sein Sohn Kim Jong-un wollte von der vertraglichen Vereinbarung nichts mehr wissen. Heute ist die Situation ungleich schwerer und hauptsächlich viel gefährlicher. Auf der einen Seite muss Kim Jong-un gehindert werden, tatsächlich solche atomaren Interkontinental-Raketen verlässlich abschießen zu können, auf der anderen Seite muss dafür gesorgt werden, dass Trump nicht den atomaren Knüppel herausholt. 

Irgendwo dazwischen muss die Lösung liegen, wenn nicht, Gnade uns Gott, denn dann ist der stärkste Wirbelsturm nur ein Sommergewitter im Verhältnis zu dem, was dann auf uns zukommt. 

Peter J. König

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen