Samstagskolumne Peter J. König, 12.11.2011

Werden die freien Gesellschaften es schaffen, sich aus dem Würgegriff der verantwortungslosen Gier zu lösen?

Die Prognose zuerst: Wenn es der internationalen Staatengemeinschaft nicht gelingt wieder ausbalancierte Verhältnisse zu schaffen, werden in sehr naher Zukunft die Visionen der Fiction-Filme „a la Hollywood“ gelebte Gegenwart sein.

Die Megastädte dieser Welt werden zu riesigen Slums verkommen sein, die Menschen vegetieren rattengleich in Trümmern von einstmals gut organisierten Millionenmetropolen.

Dann wird jeder auf sich gestellt sein. Das einzige Recht, das noch Gültigkeit besitzt, ist das Recht des Stärkeren. Jeder denkt nur noch daran, den nächsten Tag zu überleben, gesellschaftliche Strukturen sind zerfallen. Das Ende der Zivilisation ist schon lange überschritten. Eine Zukunft ist nicht mehr in Sicht. Sie sagen alles Unsinn, zu viel Hollywood im Oberstübchen?

Leider nein, wir stehen an der Schwelle einer Zeitenwende. Unmittelbar in der nächsten Zukunft wird sich entscheiden, wo sich die Menschheit hinbewegen wird.

Schaffen wir es noch einmal das Schicksal rumzureißen, um die Marschrichtung zu verändern, oder machen wir so weiter, mit den jetzt schon sichtbaren, katastrophalen Folgen von niederschmetternden Schulden – und Finanzkrisen, ökologischen Zerstörungen mit irreparablen Ergebnissen und der Verrohung der Gesellschaft.

Sie werden sehen, ich gebe Ihnen jetzt Beispiele durch die Sie feststellen können, dass sich die Realität nicht mehr fern von den filmischen Vorgaben bewegt.

Mit einem gewissen Entsetzen habe ich vorgestern Abend in der Talk-Show von Marcus Lanz im ZDF dem Bericht von Klaus Kleber, dem Moderator des Heute-Journals zugehört, der eine Reportage über den akuten Wassermangel auf unserem Planeten gedreht hat. Er hat einige akute Beispiele genannt und sie filmisch festgehalten.

Ausgelöst durch den Klimawandel wird Lima, die Hauptstadt von Peru nicht mehr mit Wasser versorgt werden können, da die Wasserspeicher in den Anden durch die fortschreitende Trockenheit nicht mehr befüllt werden.

Acht Millionen Menschen stehen vor einer extremen Wasserknappheit, die sowohl die Armen in den Slums als auch die Wohlhabenden in den Villen und 5 Sterne-Hotels treffen wird.

Die Behörden bereiten sich vor, um bürgerkriegsähnlichen Zuständen begegnen zu können. Sie rechnen mit explodierender Gewalt durch die Menschen. Dann ist die Apokalypse der Sience-Fiction Wirklichkeit geworden.

Ähnliches spielt sich an den Grenzen zwischen Indien, China und Bangladesch ab. 200 Millionen Menschen leben im Sumpfdelta des Ganges, der seinen Ursprung im tibetischen Hochland hat. Da weite Gebiete von China, ebenfalls bedingt durch den Klimawandel unter extremer Trockenheit leiden, haben die Chinesen begonnen den Ganges umzuleiten, um so gegen die Trockenheit im eigenen Land anzukämpfen.

Die Folge ist das akute Austrocknen des Sumpfdeltas des Ganges. Die Menschen finden keine Lebensgrundlage mehr und drängen auf indisches Territorium, um dort neue Möglichkeit zu finden.

Schon heute existiert ein zweitausend Kilometer langer Grenzzaun, ähnlich wie zwischen USA und Mexiko, um die Wanderbewegung der Menschen aus dem Ganges-Delta einzudämmen.

Man möchte sich aber gar nicht vorstellen, was passiert, wenn weit über hundert Millionen Menschen sich auf den Weg machen, um überlebensfähige Siedlungsgebiete in Indien zu besetzen.

Wer weiß, ob dann nicht die Realität die Phantasie der Filmemacher um ein Vielfaches übertreffen wird.

Nächste Woche soll Klaus Klebers Reportage im Zweiten gesendet werden. Es ist geboten, sich unbedingt bestehenden Tatsachen zu stellen. Informationen dieser Art helfen, sich ein Bild zu machen.

Jedoch um die Zeichen drohenden Unheils wahrzunehmen, brauchen wir gar nicht in ferne Länder zu blicken. Unfassbares spielt sich auch bei uns ab.

Die Schauspielerin Uschi Glas, man kann sie mögen oder auch nicht, jedenfalls hat Uschi Glas in derselben Sendung von Lanz auf ein Projekt hingewiesen, dass sie mit ihrem Mann in München ganz persönlich gestartet hat.

Durch einen Radiobeitrag wurde sie mit der Tatsache konfrontiert, dass in mehr als 20 Grundschulen, im ach so reichen München, die Schüler morgens ohne etwas zu Essen bekommen zu haben, zum Unterricht gehen.

Oftmals haben Sie auch am Abend zuvor von ihren Eltern nichts Essbares erhalten. Die Folgen sind Unterzuckerung, Übelkeit und mangelnde Konzentration, keine gute Voraussetzung, um etwas zu lernen.

Des Weiteren stellen die Lehrer oftmals abgerissene Kleidung fest, mangelndes Schuhwerk für die Wintermonate. Um hier zu helfen, hat Frau Glas gemeinsam mit ihrem Mann eine Hilfsinitiative ins Leben gerufen, um an diesen Schulen den Kindern jeden Morgen ein komplettes Frühstück zukommen zu lassen.

Dabei hat sie freiwillig Helfer gefunden, die bereit sind, wie sie selbst, morgens in die Schulen zu gehen, um aktiv bei der Ausgabe des Frühstücks zu helfen. Die Finanzen zu dieser Aktion werden durch sie ebenfalls herbeigeschafft.

Mittlerweile wird das Projekt auch auf Berliner Schulen ausgeweitet, denn dort ist die Notlage nicht minder groß. Oftmals ist dieses Frühstück die einzige vernünftige Mahlzeit, die diese Kinder bekommen.

Diese Zustände sind wirklich eine Schande für unser Land, immerhin eines der reichsten der Erde.

Wie weit sind wir noch von einer drohenden Apokalypse entfernt?

Wir alle aber haben es in der Hand, dass die Zustände sich nicht noch weiter verschlechtern und irgendwann unumkehrbar uns alle mitreißen werden.

Dazu wäre es notwendig, dass wir der aktuell grassierenden Gier Einhalt gebieten. Über die Folgen, die diese Gier ausgelöst hat, wurde in der letzten Zeit genügend gesagt, genügend analysiert und genügend gewarnt.

Ich bin es müde, immer wieder all die Krisen und ihre Ursachen aufzuzählen. Aktuell stehen Griechenland und Italien quasi führungslos da und diese Länder sind total überschuldet.

Alles ist in diesem Zusammenhang schon einmal gesagt worden. Keiner weiß so richtig, wie es weitergehen wird und das Schlimmste ist, dass keiner wirklich weiß, wie schlecht es um uns steht.

Warum geht es den Ärmsten der Armen in den reichen Industrieländern so schlecht, dass ihre Kinder vom akuten Hunger bedroht sind?

Es muss etwas mit der Kapitalverschiebung zu tun haben, denn und das habe ich auch schon einmal gesagt, Kapital nährt sich in unserem Wirtschaftssystem selbst und entzieht dem Umfeld Substanz.

Hier gilt es eine Balance zu schaffen. Allein der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass dauerhaftes Überleben einer Gesellschaft nur durch ein faires Miteinander möglich ist. Einseitige Ausbeutung führt unweigerlich zum Zerfall. Professor Dr. Ludwig Erhard lässt grüßen.

Wir müssen sofort beginnen umzudenken. Dabei ist es notwendig alle Bereiche des Lebens zu erfassen. Angefangen in den Familien, in Schulen, am Arbeitsplatz und besonders in den Universitäten muss wieder eine andere Denke einziehen.

Nicht der maximale Profit muss das Maß aller Dinge sein, sondern die Fähigkeit nach der Devise des „do ut des“ zu handeln, bilden die Grundlage einer funktionierenden Gesellschaft.

Übrigens habe ich in meinem Leben viele Menschen kennengelernt, die Millionen auf ihren Konten hatten. Glücklicher sahen sie deshalb aber nicht aus, ganz im Gegenteil. Viele hatten vergessen, wie es sich anfühlt einmal herzhaft zu lachen, in Gesellschaft mit anderen einmal völlig entspannt zu plaudern, ohne über Geld zu reden oder sich völlig der Natur hinzugeben. Die Gier nach Geld, Status und Macht hatte ihnen alle Befähigung der Sinne geraubt, einfach schrecklich.

Peter Jakob König

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